In Ungarn sind Demokratie und Plu­ral­is­mus seit 2010 unter Beschuss, seit die Regierung Fidesz begann, das demokratis­che Gle­ichgewicht zu verän­dern. Im ungarischen Bericht zum Pro­jekt ‘Voic­es on Val­ues’ erläutern Bulc­sú Hun­ya­di, Csa­ba Mol­nár und Vesz­na Wesse­nauer anhand der Umfrageergeb­nisse sowie Inter­views mit Expert*innen, warum es nicht mehr öffentliche Oppo­si­tion gegen die anti­demokratis­chen Maß­nah­men der Regierung gibt.

Die Umfrageergeb­nisse zeigen, dass die Ungarn zwar the­o­retisch die Bürg­er­rechte und ‑frei­heit­en schätzen, in der Prax­is aber oft wider­sprüch­liche und manch­mal gar gegen­sät­zliche Ansicht­en dessen vertreten, was eine gute Gesellschaft aus­macht. Die meis­ten Ungarn schätzen die Mei­n­ungs­frei­heit, die Exis­tenz regierungskri­tis­ch­er Grup­pen und die Presse­frei­heit. Viele Ungarn wollen aber auch, dass die Regierung dafür sorgt, dass die Medi­en über Ungarn nur pos­i­tiv berichten.

Darüber hin­aus haben die Ungarn, wie die Polen, ein mehrheitlich­es Ver­ständ­nis von Demokratie. Ihr stark­er Wun­sch nach poli­tis­ch­er, kul­tureller und wirtschaftlich­er Sta­bil­ität über­schreibt oft ihr Engage­ment für Bürg­er­rechte und ‑frei­heit­en, ins­beson­dere wenn es um die Rechte von Min­der­heit­en geht. Eine Mehrheit der ungarischen Bevölkerung ist entsch­ieden gegen die Ein­wan­derung. Die Autoren ver­fol­gen diese Anti-Immi­gra­tion­se­in­stel­lun­gen auf die wirk­same Anti-Immi­gra­tionskam­pagne der Regierung, die 2015 ges­tartet wurde. Sie stellen jedoch auch fest, dass die Ein­stel­lun­gen der Bevölkerung nuanciert­er sind als all­ge­mein angenom­men und dass die Befragten weitaus weniger feind­selig gegenüber bere­its in Ungarn leben­den Nicht-Ein­heimis­chen sind als die Regierungsrhetorik.

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