United In A Bleak Outlook – Sorgen, Krisenerfahrungen und extrem rechte Ansichten vor den EU-Wahlen 2024
Mit Blick auf die Wahlen zum Europäischen Parlament (EP) 2024 steht die EU vor erheblichen Herausforderungen, darunter außenpolitische Bedrohungen, wirtschaftlicher Instabilität und weit verbreitete Unsicherheit. Inmitten mehrerer vergangener und aktueller Krisen steht die öffentliche Meinung in Europa unter intensiver Beobachtung. Rechtsextreme Kräfte könnten von dieser Ausgangslage profitieren, deuten die Prognosen auf einen Rechtsruck mit zunehmendem Einfluss antidemokratischer und europaskeptischer Kräfte im nächsten Europäischen Parlament hin.
d|part hat hierzu ein umfassendes Forschungsprojekt in acht EU-Mitgliedstaaten – Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, Lettland, Polen, Rumänien und Schweden – durchgeführt, um die Gemeinsamkeiten in aktuellen politischen Einstellungen, Sorgen und Hoffnungen der EU-Bürger*innen vor den Wahlen zu untersuchen. Die im April 2024 durchgeführte repräsentative Online-Umfrage wurde durch vertiefende Fokusgruppen in Deutschland und Frankreich im Januar und Februar 2024 ergänzt. Die Studie zielte darauf ab, herauszufinden, wie Individuen aus unterschiedlichen sozioökonomischen Situationen die vielfältigen Krisen der letzten Jahre erlebt haben und wie diese Faktoren persönliche Leben und politischen Einstellungen prägen, gerade in Hinblick auf den erwarteten Rechtsruck.
Unsere Ergebnisse zeigen eine weit verbreitete Unzufriedenheit der EU-Bürger*innen mit dem aktuellen Zustand von Gesellschaft und Politik sowie einen pessimistischen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung des Lebensstandards in ihren Ländern. Die Menschen in der EU sorgen sich in zentraler Weise um wirtschaftliche und soziale Themen. Unzufriedenheit mit der Bewältigung jüngster Krisen durch die nationalen Regierungen, insbesondere der Krise der Lebenshaltungskosten, ist in allen befragten EU-Mitgliedstaaten weit verbreitet. Unsere Ergebnisse weisen zudem auf eine Normalisierung antidemokratischer Einstellungen und extrem rechter Positionen innerhalb der europäischen Gesellschaften hin, die nicht nur von Anhänger*innen der extremen Rechten, sondern auch bis in die Mitte der Gesellschaft von Wählenden demokratischer Parteien geteilt werden.